Änderung für Winterreifen 2024: Wie kann ich meine alten Reifen nachhaltig entsorgen?
Ab Oktober 2024 sind bestimmte Winterreifen verboten. Wir informieren Sie, was gilt – und zeigen Ihnen Möglichkeiten auf, wie Sie Ihre alten Reifen nachhaltig entsorgen können.
Das Wichtigste in Kürze:
Winterreifen mit dem Zeichen M+S sind ab Oktober 2024 verboten. Sie müssen das Alpine-Symbol (Berg mit Schneeflocke) tragen.
Wer mit alten Winterreifen bei Schnee und Glätte fährt, riskiert ein Bußgeld.
Über Recycling- und Wertstoffhöfe, Reifen- und Schrotthändler können Sie Ihre alten Reifen nachhaltig entsorgen.
Welche Winterreifen sind verboten?
Ab Oktober 2024 dürfen Winterreifen mit dem Symbol M+S (Matsch und Schnee) nicht mehr genutzt werden. Stattdessen müssen bei winterlichen Straßenverhältnissen die Reifen das Alpine-Symbol – ein Berg mit Schneeflocke – tragen.
Eigentlich werden Reifen mit der M+S-Kennzeichnung von Reifenherstellern schon seit Ende 2017 nicht mehr verkauft. Dennoch tragen einige Autos sie noch auf den Felgen.
Werden Ganzjahresreifen verboten?
Ganzjahresreifen (sog. Allwetterreifen) sind mit der neuen Regelung nicht verboten. Sie können weiterhin genutzt werden, allerdings gilt auch hier: Sie müssen das Alpine-Symbol tragen.
Wie kann ich meine alten Winterreifen nachhaltig entsorgen?
Die mit dem M+S-Symbol gekennzeichneten Reifen brauchen Sie also nicht mehr einzulagern. Es stellt sich damit die Frage nach der richtigen Entsorgung.
Knapp 600.000 Tonnen Altreifen zählte der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie im Jahr 2021. Nicht inbegriffen ist die große Anzahl illegaler Entsorgungen.
Sie sollten die Reifen nicht im Sommer fahren. Winterreifen sind für hohe Temperaturen nicht ausgelegt und ihre Nutzung ist im Sommer daher gefährlich!
Reifen enthalten über 200 verschiedene Stoffe. Entsorgen Sie die Reifen daher nicht im Hausmüll oder als Sperrmüll. Dabei gehen die wiederverwendbaren Bestandteile des Reifens verloren. Auf die illegale Entsorgung – bspw. am Straßenrand – drohen hohe Bußgelder.
Viele Reifenhändler:innen bieten an, die alten Reifen beim Kauf von neuen zu entsorgen. Manche machen dies sogar umsonst.
Abgabe beim Wertstoff-, Recyclinghof oder beim Schrotthändler
Sie können die Reifen im Wertstoff-, Recyclinghof oder bei einer/einem Schrotthändler:in entsorgen. Die Betriebe entsorgen die Reifen dann fachgerecht für Sie.
Dabei gibt es verschiedene Methoden, wie die Reifen verwertet werden.
Die Reifen werden:
verbrannt. Dadurch kann Energie für die Industrie gewonnen werden.
geschreddert und in Mehl oder Granulat verarbeitet. Auch werden daraus weiter Bestandteile wie Metall und Textil gewonnen. Gummimehl wird beispielsweise im Straßenasphalt beigemischt.
in Länder exportiert, in denen weniger strenge Vorschriften gelten oder die Straßenverhältnisse nur eine geringe Geschwindigkeit erlauben. Dies geht aber nur, wenn die Reifen noch ausreichend Profil besitzen.
runderneuert.
Neuer Einsatz für alte Reifen
Nach der Runderneuerung werden die Reifen für andere Fahrzeuge, vor allem Nutzfahrzeuge wie Lkw und Busse eingesetzt.
Der Anteil eingesetzter runderneuerter Reifen ist in Deutschland mit fast 30 Prozent am Nutzfahrzeug-Reifenmarkt gar nicht so gering. Ganz anders sieht es aber bei Pkw aus. Dort liegt der Anteil laut einer Diskussionsrunde bei der Fachmesse "Tire Cologne" des Allianz Zukunft Reifen-Netzwerks (AZuR) bei weniger als einem Prozent.
Das AZuR-Netzwerk setzt sich dafür ein, genutzte Reifen zu 100 Prozent in anderen Produkten weiter zu verwenden.
Fragen Sie beim jeweiligen Betrieb nach, wie dieser die Reifen entsorgt, um eine möglichst nachhaltige Entsorgung sicherzustellen.
Zertifizierte Altreifenentsorger haben sich in der Initiative Zare zusammengeschlossen. Eine Übersicht über die teilnehmenden Partner finden Sie auf der Webseite. Allerdings nehmen diese Betriebe nur Reifen von 50 Stück oder einem Gesamtgewicht von mindestens einer Tonne.
In der Landwirtschaft werden Reifen gerne eingesetzt, um Planen bspw. auf Stroh zu beschweren. Fragen Sie doch einmal beim nachbarlichen Betrieb nach, ob diese Ihre alten Reifen gebrauchen können.
Wann gilt die Winterreifen-Pflicht in Deutschland?
Eine generelle Pflicht für Winterreifen gibt es in Deutschland nicht. Das Gesetz (§ 2 Absatz 3a Straßenverkehrsordnung) besagt jedoch, dass man Fahrzeuge bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eisglätte oder Reifenglätte ab Oktober 2024 nur fahren darf, wenn alle Räder mit Reifen mit dem Alpine-Symbol ausgerüstet sind. Aktuell sind noch Reifen mit dem M+S-Symbol zugelassen. Die Faustregel lautet: „Von O bis O“ – von Oktober bis Ostern.
In anderen Ländern gelten hinsichtlich der Winterreifenpflicht unterschiedliche Regelungen. Informieren Sie sich daher vorab, welche Voraussetzungen für das Land, in das Sie reisen wollen, gelten.
Für alte Reifen droht ein Bußgeld
Sind Sie mit alten Winterreifen mit dem Alpine-Symbol unterwegs und werden Sie kontrolliert, zieht das ein Bußgeld nach sich. Nach dem Bußgeldkatalog drohen 60 Euro und ein Punkt in Flensburg. Verursacht man mit den falschen Reifen einen Unfall, sind sogar 120 Euro fällig.
Übrigens: Ein Bußgeld droht auch bei anderen Verstößen im Winter:
Wer sein Auto bspw. beim Freikratzen der Scheiben warmlaufen lässt, dem drohen 80 Euro Strafe.
Fürs freigekratzte „Guckloch“ in der Scheibe sind es 10 Euro.
Wer sein Autodach nicht von Schnee befreit, muss mit einem Bußgeld von 25 Euro rechnen.
Mit zugeschneitem Kennzeichen unterwegs? 5 Euro Bußgeld warten.
Gilt die neue Regelung für Winterreifen für alle Fahrzeuge?
Für einspurige Kraftfahrzeuge wie Motorräder, Nutzfahrzeuge der Landwirtschaft (also bspw. Trecker) sowie der Forstwirtschaft und für motorisierte Krankenfahrstühle gilt die neue Regelung nicht.
Anna Kristina Bückmann
Mit ihrem Fachwissen als Volljuristin beantwortet sie für meinrecht.de die alltäglichen Rechtsfragen unserer Leser:innen.