Insolventer Reisekonzern FTI: Viele Pauschalreisende entschädigt

Die Insolvenz des Reiseanbieters FTI traf Tausende Reisende. Ein Jahr nach der Pleite ist ein Großteil der Pauschalreisenden entschädigt worden. Doch: Warum hakt es bei einigen Urlauber*innen noch?
Das Wichtigste in Kürze:
Der Reisekonzern FTI ist insolvent.
Ein Großteil der Pauschalreisenden ist entschädigt worden.
Betroffene sollten prüfen, ob dem Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) Angaben fehlen.
FTI-Pleite: Viele Pauschalreisende entschädigt
Ein Jahr ist es her: Am 3. Juni 2024 meldete Europas ehemals drittgrößter Reisekonzern FTI Insolvenz an. Nun zog der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF), der Pauschalreisende entschädigt, eine Bilanz. Demnach wurden 172.000 Erstattungsanträge zu Buchungen aus dem In- und Ausland abschließend bearbeitet und insgesamt rund 245 Millionen Euro an Urlauber*innen ausgezahlt.
Insgesamt hatte der DRSF 212.000 Reisende angeschrieben. Haben Sie eine Reise über FTI, 5vorFlug oder BigExtra gebucht, sollten Sie prüfen, ob Sie vom DRSF kontaktiert worden sind und möglicherweise Angaben Ihrerseits für eine Entschädigung fehlen oder Sie womöglich überhaupt keine Entschädigung beantragt haben. 34.000 angeschriebene Reisende haben nach Angaben von DRSF nichts angemeldet.
6.000 Fälle befänden sich wegen "ihrer Besonderheiten oder Komplexität" noch in der Bearbeitung, heißt es vom DRSF. In einigen Fällen sei es auch so, dass Reisebüros die Namen von betroffenen Urlauber*innen dem Fonds nicht richtig übermittelt haben, kritisieren Verbraucherschützer. Haben Sie noch nichts erhalten, kontaktieren Sie Ihr Reisebüro und prüfen, ob die übermittelten Daten korrekt sind.
FTI: Reisen abgesagt
FTI musste alle Reisen, die noch nicht angetreten worden sind, stornieren, wie das Unternehmen damals auf seiner Webseite mitteilte. Das bedeutete, dass Betroffene ihre Reise nicht antreten konnten.
Für diejenigen, die ihre Pauschalreise bereits gezahlt hatten, springt der Absicherungsschutz durch den DRSF ein und erstattet die bereits gezahlten Reisekosten zurück. Dazu hatte der DRSF selbstständig den Erstattungsprozess gestartet und betroffene Reisende kontaktiert.
Übrigens: Eine Pauschalreise besteht immer aus mindestens zwei Leistungen für dieselbe Reise, also beispielsweise die Buchung eines Fluges und Übernachtungen.
Der DRSF kündigte an, die Erstattung könne laut FTI einige Zeit dauern. Denn es gehe zunächst darum, mit dem Fonds diejenigen, die sich zum Zeitpunkt der Pleite bereits im Urlaub befunden haben, zu versorgen beziehungsweise aus dem Urlaub zurückzuholen. Außerdem müssten die Buchungsdaten von DRSF ausgewertet werden.
Ein Jahr später ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Verfahren noch eine Weile hinziehen wird.
Einzelbuchungen nicht vom DRSF abgesichert
Für viele andere Betroffene sieht es schlecht aus: Der Insolvenzverwalter Axel Bierbach prognostizierte, dass die Befriedigung der Gläubiger*innen sehr gering ausfallen wird. Es wird davon ausgegangen, dass Sie im einstelligen Prozentbereich liegen wird. Die Befriedigungsquote ist der Prozentsatz der Gläubigerforderungen, der nach einem Insolvenzverfahren tatsächlich ausgezahlt wird.
Dies betrifft vor allem Urlauber*innen, die Einzelleistungen wie eine Hotelübernachtung oder einen Mietwagen gebucht haben. Hier springt der DRFS nicht ein. Betroffene konnten ihre Ansprüche in der Insolvenztabelle anmelden.
Reisemängel
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Neben Hotelübernachtungen und Miet- beziehungsweise Wohnmobilbuchungen fallen auch andere gebuchte Einzelleistungen wie Ausflüge und Flughafentransfers nicht unter den Absicherungsschutz. Dies gilt auch dann, wenn Sie eine Pauschalreise gebucht und daneben eine Einzelbuchung getätigt haben.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des DRSF.
Warum ist FTI insolvent?
Der Konzern hatte durch die Corona-Pandemie – wie die gesamte Reisebranche – erhebliche Umsatzeinbußen erlitten. Der Bund unterstützte das Unternehmen mit 600 Millionen Euro.

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Zwar stiegen die Zahlen für das Unternehmen zuletzt wieder an. Doch scheinbar nicht ausreichend: Nach Informationen des Handelsblatts hatte der Konzern von seinen Schulden erst einen kleinen Teil beglichen. FTI zählt rund 11.000 Beschäftigte.
Warum gibt es den Reisefonds?
Der Fonds wurde im Jahr 2019 nach der Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook von der deutschen Touristikwirtschaft ins Leben gerufen. Er soll einspringen, wenn ein Reiseunternehmen pleitegeht und sich um Erstattungen gezahlter Buchungen, Rücktransporte und Unterbringungen bis zur Rückkehr kümmern. Ziel ist es, den kompletten Reisepreis für Pauschalreisen an Kund*innen zurückzuerstatten.
Unternehmen aus der Reisebranche mit einem Jahresumsatz von mehr als zehn Millionen Euro (minus der Umsatzsteuer) müssen einen Prozent dieses Umsatzes an den Fonds für ihre Absicherung zahlen.

Anna Kristina Bückmann
Mit ihrer journalistischen Erfahrung recherchiert sie interessante Rechtsthemen für meinrecht.de – und beantwortet diese mit ihrem Wissen als Volljuristin für Sie.