BGH: Parships Halbjahresvertrag darf kein Jahresvertrag werden

Von Anna Kristina BückmannLesezeit: 3 min22.07.2025
Foto: eine Person hält ein Smartphone in der Hand und hat eine Dating-App geöffnet.©oatawa - iStock

Lange Vertragslaufzeiten liegen nicht gerade im Trend. Parship verlängerte Halbjahresverträge dennoch automatisch um ein Jahr. Dem hat der Bundesgerichtshof (BGH) einen Riegel vorgeschoben. Sind Sie betroffen, können Sie Geld zurückfordern.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die automatische Verlängerung von Sechsmonatsverträgen bei Parship ist unwirksam.

  • Betroffen können bis ins Jahr 2022 Geld zurückfordern.

  • Andere Vertragslaufzeiten profitieren nicht von dem Urteil.

Liebe auf Klick: Parship verlängert Sechmonatsverträge

Bei Parship hoffen rund elf Millionen Menschen weltweit auf die Liebe auf Klick. Die Dating-Plattform wirbt damit, dass sich Singles alle elf Minuten darüber verlieben.

Parship hatte bis Ende Februar 2022 die Laufzeit für Premium-Mitgliedschaften automatisch um ein Jahr verlängert, wenn die Nutzer*innen nicht zwölf Wochen vor Ablauf kündigten.

Parship bietet kostenlose Basis- und Premium-Mitgliedschaften an. Bei den Premium-Zugängen können die Mitglieder zwischen einer Erstlaufzeit von sechs (derzeit: 479,40 Euro), zwölf (790,80 Euro) oder 24 Monaten (1.101,60 Euro) wählen.

Die kostenlosen Basis-Mitgliedschaften sind jederzeit kündbar.

Verbraucherzentrale klagt gegen automatische Verlängerung

Die Verbraucherzentrale Bundesverband klagte gegen die automatische Laufzeitverlängerung. Es sei für die Mitglieder unzumutbar, drei Monate vor Ablauf des Vertrages zu kündigen, wenn sie kein ganzes Jahr gebunden sein wollen.

Aus Sicht der Verbraucherschützer*innen müsse Parship betroffenen Nutzer*innen zu viel gezahltes Geld für automatisch verlängerte Verträge zurückbezahlen.

BGH: Verlängerung teilweise unwirksam

Der Bundesgerichtshof (BGH) stimmte der Verbraucherzentrale zu (AZ: III ZR 388/23). Die bis Ende Februar 2022 verwendeten AGB, nach denen sich die Premium-Verträge automatisch um ein Jahr verlängerten, benachteiligten Abonnent*innen mit Sechsmonatsverträgen unangemessen und seien unwirksam.

Bei diesem Vertragsmodell sei die finanzielle Belastung für alle Kund*innen, die nicht fristgerecht kündigen, während der Vertragslaufzeit doppelt so hoch wie während der Erstlaufzeit des Vertrages.

Übrigens: Seit März 2022 darf die maximale Laufzeit für Verbraucherverträge 24 Monate betragen. Nach Ablauf dieser Zeit können Verträge innerhalb eines Monats gekündigt werden.

Die Unwirksamkeit betrifft laut BGH nur die automatische Verlängerung bei Halbjahresverträgen. Bei 12- und 24-monatigen Verträgen sei die Verlängerung rechtens – solange Preis und Laufzeit gleich blieben. Kund*innen würden hier weniger überrascht.

So fordern Sie Geld von Parship zurück

Nach dem Urteil können nun nicht alle Kund*innen von Parship Geld zurückfordern. Aber diejenigen, die:

  1. 1.

    einen Halbjahresvertrag bis Februar 2022 abgeschlossen haben und

  2. 2.

    deren Laufzeit sich automatisch um ein Jahr verlängert hat,

können die Beiträge ab dem Zeitpunkt der Verlängerung von dem Dating-Portal zurückverlangen.

Zurückgefordert werden können Beiträge seit dem Jahr 2022 bis heute. Sollten Sie sich der Sammelklage der Verbraucherzentrale angeschlossen haben, können Sie auch Beträge ab dem Jahr 2018 zurückverlangen.

Schreiben an Parship für Rückforderung

Verfassen Sie für die Rückforderung ein Schreiben an Parship.

Senden Sie dieses an folgende Adresse:

PE Digital GmbH

Speersort 10

20095 Hamburg

In dem Schreiben sollten Sie Ihre Kundennummer angeben und wann Sie den Vertrag abgeschlossen haben. Legen Sie dar, dass sich Ihr Vertrag um 12 Monate automatisch verlängert hat. Führen Sie das Urteil des BGH vom 17. Juli 2025 mit Aktenzeichen (AZ: III ZR 53/24 sowie III ZR 388/23) an und dass darin die automatische Verlängerung bei Halbjahresverträgen um 12 Monate für unwirksam erklärt worden ist.

Fordern Sie Parship auf, binnen zwei Wochen den zu viel gezahlten Betrag zu erstatten (Achtung: zurückgefordert werden können nur die Beträge seit der automatischen Verlängerung, nicht für die ursprüngliche Laufzeit von sechs Monaten). Geben Sie dafür Ihre Kontoverbindung an.

Das Schreiben sollten Sie als Einwurfeinschreiben per Post versenden. Zusätzlich können Sie auch eine E-Mail an kundenservice@parship.de senden mit demselben Inhalt.

EuGH: Parship-Widerruf darf nichts kosten

Das Urteil des BGH ist nicht das erste, das Parship bei seiner Vertragsgestaltung einen Riegel vorschiebt. Der Europäische Gerichtshof hatte im Oktober 2020 entschieden, dass das Dating-Portal im Falle eines Widerrufs des Vertrages nur Wertersatz für die Tage erheben darf, in der das Portal auch wirklich genutzt worden ist (AZ: C-641/19).

Fazit: Liebe finden kann etwas kosten – aber nicht zu viel

Mit dem Urteil des BGH wird bestimmten Kund*innen von Parship geholfen. Sechsmonatsverträge hätten demnach nicht automatisch um ein Jahr verlängert werden dürfen. Der BGH betonte in seinem Urteil aber auch, dass es kein jederzeitiges Kündigungsrecht für die Parship-Verträge gibt. Die Kündigungsfristen in den AGB von Parship im Übrigen gelten somit.

Vertragsrecht
Anna Kristina Bückmann

Anna Kristina Bückmann

Mit ihrer journalistischen Erfahrung recherchiert sie interessante Rechtsthemen für meinrecht.de – und beantwortet diese mit ihrem Wissen als Anwältin für Sie.

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